Das Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen (AZO) hat gemeinsam mit seinen Partnern Droniq, CGI Deutschland und E.SAT die Ausschreibung „Space for Urban Air Mobility“ (UAM) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Space Solutions gewonnen.
Ziel der Untersuchung ist die Evaluierung einer satellitengestützten Kommunikationslösung für die urbane Luftmobilität unter BVLOS-Bedingungen, bei denen keine Mobilfunknetzabdeckung zur Verfügung steht. Für den Regelbetrieb und für Notsituationen soll so zukünftig eine sichere und zuverlässige Kommunikation zwischen Drohne und Bodenstation gewährleistet werden. Eine entsprechende Kommunikationsverbindung soll die Drohne auch über aktuelle Flugdaten informieren und es ermöglichen, sie im Notfall per Fernsteuerung zu kontrollieren.
Die Koordination einer großen Anzahl von unbemannten Luftfahrzeugen im Luftraum erfordert jederzeit eine stabile Kommunikation, auch wenn eine Mobilfunkverbindung nicht zur Verfügung steht, besonders in größeren Höhen. Eine zunehmende Flugdichte erfordert darüber hinaus ein digitales, automatisiertes System für das Flugverkehrsmanagement mit der Möglichkeit, in Notsituationen Flugverbotszonen einzurichten, Flüge umzuplanen und Drohnen zu steuern. Die Studie soll für diese Anforderungen einen neuen, erweiterten Lösungsansatz generieren.
Das Konsortium wird dafür verschiedene weltraumgestützte Dienste und Systeme auf ihr Potential prüfen. Datenübermittlung via Satellit eignet sich ebenso wie Mobilfunk für den Transfer von Positionsdaten, Informationen über die Aktivierung von Flugverbotszonen, Kommando- und Kontrollinformationen, Daten zur Nutzlast und Betriebsdaten der Drohne sowie Verkehrs- oder Wetterinformationen.
Mit den Ergebnissen der Studie könnte erstmals auch eine neue, satellitengestützte Schnittstelle zu Verkehrsmanagementsystemen für Drohnen (UTM) geschaffen werden.
„Insbesondere in Gebieten, in denen keine Mobilfunkabdeckung vorgesehen ist, wie beispielsweise über dem Meer, braucht es Alternativen, um einen sicheren Drohneneinsatz zu ermöglichen“, sagt Droniq COO Ralph Schepp. „Mit der Machbarkeitsstudie wollen wir als Teil des Konsortiums die Voraussetzungen dafür schaffen, den Drohneneinsatz in Deutschland weiter auszubauen und künftig noch sicherer zu machen. Wir freuen uns, als Droniq hierbei unsere Expertise im Zusammenspiel von unbemannter Luftfahrt, bemannter Luftfahrt und Telekommunikation einzubringen.“
„Die Integration von Drohnen in den Luftraum ist eine der anspruchsvollsten Herausforderungen der Luftfahrt der nächsten Jahre und wird diese auf revolutionäre Weise verändern“, kommentiert Thorsten Rudolph, Geschäftsführer des AZO und Projektleiter. „Forschung und Entwicklung in der Raumfahrt und dem Erdbeobachtungssektor werden dabei eine essentielle Rolle spielen. Wir sind stolz, mit unserer langjährigen Erfahrung in der Kommerzialisierung von Raumfahrtanwendungen sowie unserem europaweitem Netzwerk in diesem Bereich den Weg für die Einführung neuer Schlüsseltechnologien zu bahnen.“
Über das Konsortium
Das Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen (AZO) betreibt das ESA Business Incubation Center (BIC) Bavaria und ist daher seit vielen Jahren eng mit der Entwicklung der Mobilität im urbanen Luftraum verbunden. In 17 Jahren hat das ESA BIC Bayern mehr als 180 Startups unterstützt, von denen ein großer Teil weiterhin am Luft- und Raumfahrtstandort Oberpfaffenhofen un in unmittelbarer Nähe zum AirTechCampus und Forschungsflughafen Oberpfaffenhofen angesiedelt ist. Ein Schwerpunkt der Technologieentwicklung und Unternehmensgründung ist die Entwicklung der elektrischen Luftfahrt im Zusammenhang mit der Implementierung des U-space. Dabei fördert das AZO neue Unternehmen im Bereich Flugzeugbau, Flugsicherung, Sensorik und viele mehr. Durch die Organisation von Innovationswettbewerben und umfangreiche nationale, europäische Aktivitäten zur Innovationsförderung verfügt das AZO über ein breites industrielles Netzwerk im Bereich der kommerziellen Nutzung von Raumfahrttechnologien und -infrastrukturen (u.a. Satellitennavigation, Erdbeobachtung). Dieses Netzwerk besteht aus einer Vielzahl kleiner und mittlerer sowie größerer Industrieunternehmen, u.a. aus den Bereichen Telekommunikation, Raumfahrtindustrie, Forschungseinrichtungen sowie Förder- und Kapitalgebern.
Die Droniq GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Joint-Venture-Unternehmen der DFS Deutsche Flugsicherung und der Deutschen Telekom AG. Geschäftsziel ist die Erbringung, Vermarktung und der Vertrieb von Dienstleistungen für Drohnen und andere Luftfahrzeuge in Europa. Seitens der DFS hält die Tochtergesellschaft DFS IBS GmbH 51 Prozent der Anteile, die Deutsche Telekom ist über ihre Gesellschaft Telekom Innovation Pool GmbH mit 49 Prozent beteiligt.
CGI liefert seit mehr als 40 Jahren komplexe, missionskritische Weltraumsoftwaresysteme für Kunden in Europa, Asien und Nordamerika, die Satellitennavigation, Kommunikation und Betrieb bis hin zu weltraumfähigen Anwendungen unterstützen. Die 1976 gegründete CGI Group gehört zu den größten unabhängigen Anbietern von IT- und Geschäftsprozessdienstleistungen weltweit. Mit 82.000 Beratern und Experten weltweit bietet CGI ein breites Portfolio an Dienstleistungen – von strategischem IT- und Business Consulting über Systemintegration, Managed IT und Business Process Services bis hin zu Intellectual-Property-Lösungen. Das von CGI verfolgte Prinzip der Kundennähe und das flexible globale Liefernetzwerk unterstützen Kunden dabei, Erfolge schneller zu erzielen und ihre Organisationsstrukturen zu digitalisieren. Der im Geschäftsjahr 2021 ausgewiesene Umsatz von CGI beträgt 12,13 Milliarden Kanadische Dollar. CGI-Aktien sind an der TSX (GIB.A) sowie an der NYSE (GIB) notiert. Website: https://www.cgi.com/de/de/
Die e.SAT GmbH mit Sitz in Aachen unterstützt als assoziierter Partner die Aktivitäten der Studie zur satellitengestützten Kommunikation für die urbane Luftmobilität. e.SAT entwickelt ein modernes Flugzeug (Silent Air Taxi) für bis zu fünf Passagiere mit einer Reisegeschwindigkeit von über 300 km/h und einer Reichweite von 1.000 km. Der innovative Boxwing und der einzigartige wasserstoff-elektrische-Antrieb ermöglichen kurze Startstrecken von nahezu jeder Startbahn. e.SAT konzentriert sich auf regionale Luftmobilitätsanwendungen, die sich auf die vorhandene Infrastruktur von mehr als 350 Flugplätzen in Deutschland stützen, die kurze Punkt-zu-Punkt-Verbindungen mit einer erheblichen Reduzierung der Reisezeit ermöglichen. Ziel der Kooperation mit den hier genannten Partnern ist die Bereitstellung weiterer Kommunikationsschnittstellen. e.SAT entwickelt außerdem weitere UAS-Flugzeuge für Inspektions- und Warenlieferungsanwendungen, die ebenfalls in das Projekt eingebracht werden.